Retrospektive zur digitalen Welt im Anlagenbau vom 11.5.2021

Am 11. Mai fanden sich rund 30 Teilnehmer, Mitglieder und Freude des Project Management Group – Germany (PMG-G) zusammen, um ein weiteres Thema aus der digitalen Arbeitswelt zu besprechen. Beim letzten Mal gingen wir auf Kapazitäts- und Ressourcenmanagement im Anlagenbau von Steinkohle-, Gaskraft- und Chemiewerken ein, während wir uns diesmal mit der Planung, Durchführung und Abschluss von solchen Projekten beschäftigten. Auch diesmal wurde unsere Veranstaltung mittels eines Webinars virtuell mit zwei interessanten Gastrednern durchgeführt, die unseren interessierten Teilnehmern gespannt Rede und Antwort standen.

Vortrag mit Jörg Heppert und Dr.-Ing. Ulrich Schmidt

“Digitale Welt im Anlagenbau – Business Prozesse und Entwicklung von Prozessen in SAP”

Den Einstieg zu unserem Vortrag machte Jörg Heppert, zukünftiges Mitglied im Board von PMG-G, der sich zunächst mal kurz vorstellte und sogleich das Wort an Herrn Dr.-Ing. Ulrich Schmidt, Geschäftsführer der Fa. BDF EXPERTS, weiterreichte.

Nach der Vorstellungsrunde ging Jörg Heppert auf die Agenda unseres Vortrages ein, um den Teilnehmern erst einmal einen Überblick in diese Thematik zu verschaffen, bevor er auch schon direkt mit den Herausforderungen im Management von komplexen Anlagenbauprojekten startete. Dabei nannte er typische Herausforderungen wie Kommunikation, fehlender Gesamtüberblick und Silodenken, die solche Projekte schnell zum Scheitern bringen können, was auch klassische Projekthindernisse in anderen Industrien sind. Weitere Herausforderungen in solchen Anlagenprojekten sind oftmals eine zu verklüftete IT- und Prozesslandschaft, die eine stringente Datenerstellung und -pflege über alle Projektphasen – hybride Vorgehensweise – und Beteiligten hinweg nicht gewährleistet werden kann.

Dipl.-Ing. Jörg Heppert

• 16 Jahre Projektmanagementerfahrung
• Zertifikate: Dipl.-Ing., SFI, PMP
• Mitglied im Project Management Institute Köln Chapter e.V. seit 2015

Dann ging Jörg Heppert auf die einzelnen Aufgabenstellungen eines solchen zu projektierenden Unterfangens ein:
• Abstrahierung einer Gesamtanlage / eines Gesamtsystems
• Auftragserstellung von Arbeitspakten im Engineering von Systemkomponenten
• automatische Nutzung von (gesetzl.) vorgegebenen Maschinenstandards
• flexibles und unternehmensweites Engineering und Produktion von Systemkomponenten
• kontinuierliche und redundanzfreie Datensammlung und -nutzung (Datenbank) über alle Unternehmensprozesse und Projektphasen hinweg
Als Nächstes stellte er komplexe E2E Prozessketten vor, die von der Projektierung, Projektabwicklung bis zum Service von solchen Großanlagen reichen. Dabei wurde den Teilnehmern der klare Bezug zu SAP deutlich, da ein Projektstrukturplan (SAP-PSP) über alle Projektphasen hinweg im Detailgrad entsprechend der Aufgabe („as projected“, „as designed“, „as build“ und „as maintained“) variierte.

Dr.-Ing. Ulrich Schmidt

• 25 Jahre Erfahrung in der Planung und Implementierung von integrierten IT-Lösungen
• Management von IT-Projekten
• Implementierung von Projektmanagementlösungen im Maschinen- und Anlagenbau
• Studium: Maschinenbau an der TU Braunschweig, Feinwerk-, Meß- und Regelungstechnik
• SDZ-GmbH (SimulationsDienstleistungsZentrum): Planung und Optimierung von Produktions- und Logistiksystemen.
• SAP AG: Implementierung von R3 im Maschinen- und Anlagenbau, SAP PLM
• BDF EXPERTS: Geschäftsführender Gesellschafter und verantwortlich für die Bereiche PLM, SCM, SAM

Dann ging Dr.-Ing. Ulrich Schmidt auf die Modellierung von komplexen Daten mittels Sichtenkonzept ein. Dieses Konzept ermöglicht einen strukturierten und konsistenten Aufbau und Pflege von Daten integriert über alle 5 Projektphasen hinweg: Bid Phase, Basic Engineering, Procurement, Detailed Engineering und Assembly & Ramp-up. Der klare Vorteil dieses Konzeptes ist der Aufbau eines Datenmodells, das über den gesamten Projektlebenszyklus fortlaufend mit Daten angereichert und gepflegt sowie übergangslos bspw. aus der Projektierung in die Projektabwicklung fortgeführt werden kann, sodass notwendige Bestell- und Fertigungsaufträge automatisch und termingerecht ausgelöst werden. Dabei stellen verschiedene Sichten zu Funktionen von Anlagen, deren hinterlegte Dokumente, Materialien, Termine und Kosten sowie einem definierten Überblick für Kunden einen Gesamtüberblick des Großprojektes dar.

Einen weiteren Einblick in die Modellierung von komplexen Datenclustern gewährte Dr.-Ing. Schmidt seinen Teilnehmern durch eine schematische Darstellung von Produktstrukturen und deren Integration in ERP-Systeme wie SAP. Hierbei ging er auch auf den Übergang von Daten- in Prozesscluster ein, sodass im Projekt auf Fremdbeschaffung (externes Engineering + Direktlieferung) oder Eigenfertigung von Systemkomponenten individuell abgestellt werden kann. Nucleus des Ganzen bildet eine integrierte Datenstruktur, die sowohl Produktdaten (Materialien, Dokumente und Stücklisten) als auch Prozessdaten (Einkauf (PP) und Vertrieb (SD)) beinhaltet, womit der sehr aufschlussreiche Vortrag endete.

In einer anschließenden und regen Diskussion kam die Frage auf: warum SAP? Hierzu gaben beide Herren zu verstehen, dass SAP allumfassende Lösungen bietet, um technische, aber auch kalkulatorische Daten zu verzahnen und über alle Projektphasen zu erweitern und zu pflegen, das über den Projektlebenszyklus hinausgeht und damit den gesamten Produktlebenszyklus abbildet. Andere ERP Systeme bieten vielleicht Teillösungen, aber keine vollständige Integration von Produkt- und Prozessdaten für unternehmerische Zwecke.

Im Anschluss übernahm Robert Baumgartner, VP Finance + Sponsoring, von PMG-G das Wort und bedankte sich bei beiden Herren für ihren wertvollen Beitrag. Sodass er abschließend nur mehr auf ein paar wichtige Informationen – anstehende Termine und PDU Reporting (erstellt von Bernhard Stücker, VP Members, PMG-G) – für Sie als Mitglied und Freund der PMG-G eingegangen ist. Damit beendete er einen spannenden Vortragsabend.

Wir danken unseren Gastrednern, den Herren Dr.-Ing. Schmidt und Heppert, für ihre Zeit und ihre spannenden Beiträge zu unserer digitalen Welt, unseren Teilnehmern für ihre Aufmerksamkeit und aktiven Dialog per Chat und Headset an einem frühen Abend nach einem langen Tag im Homeoffice. Mein Dank auch an Bernhard Stücker, VP Members, für den kontrollierten Einlass unserer Teilnehmer in unsere online Veranstaltung. Bleiben Sie gesund.

Vielen Dank

Im Namen des Boards von PMG-G
Robert Baumgartner, SAFe 5 Agilist, PMI-ACP, PMP, PRINCE2 FL
VP Finance + Sponsoring
www.pmg-g.de