Zum dritten Chapter-Meeting des Jahres 2016 konnte Thomas Brand, VP Practices des PMICC, im ehemaligen Lohnbüro der Essener Zeche Zollverein etwa 60 Mitglieder und Interessenten begrüßen. Sein erster Dank galt der Firma CE Corporate Education, die auf dem früheren Zechengelände ihren Essener Sitz hat und für die Veranstaltung den Raum zur Verfügung stellte.
Hartmut Nithack von CE informierte in seinem Grußwort über die Zeche Zollverein, ihre Bedeutung für Essen und den erfolgreichen Strukturwandel seit der Stilllegung der Zeche und gab interessante Erläuterungen zur Architektur dieses Industriedenkmals.
Agilität in Unternehmen
Schon mit dem Untertitel ihres Vortrages „Agilität in Unternehmen“, warum Scrum kein Heilmittel ist, verdeutlichte Bettina Oebbeke, agilista, dass keine vertriebsorientierte Werbung für agile Methodik auf dem Programm stand. Stattdessen berichtete sie von ihren eigenen Erfahrungen bei der Einführung von agilen Methoden in Unternehmen und ihrer Coaching-Praxis in diesem Umfeld.
Demnach sind, wie auch beispielsweise die bekannte Chaos-Studie der Standish-Group belegt, agil durchgeführte Projekte erfolgreicher als nach klassischem Wasserfall-Vorgehen abgewickelte, aber auch hier ist der Prozentsatz gescheiteter oder in Schieflage geratener Projekte noch erschreckend hoch.
Sie sieht daher agiles Vorgehen in einem Unternehmen nicht als Heilmittel, sondern eher als Diagnose-Tool für agile Veränderung und Reife bezüglich der Prozesse, besonders auch der Unternehmensstruktur und -kultur. Hierbei stehen die stärkere Ausrichtung am Kunden sowie die Veränderungen von Führungskultur und Führungsrollen im Fokus.
Auch wenn agiles Vorgehen kein Heilmittel gegen sämtliche Projektschwierigkeiten ist, geht nach Bettina Oebbeke kein Weg an agilem Vorgehen vorbei: Der immer globalere Markt mit seinen immer kürzeren Innovations- und Einführungszyklen erzwingt geradezu den Einsatz agiler Methoden.
Die lebhafte Diskussion während und nach dem Vortrag zeigte die Relevanz des Themas, aber auch, dass sich Erfolg beim Einsatz agiler Methoden nicht von selbst einstellt, sondern stark von der Bereitschaft und Fähigkeit des Unternehmens zur Veränderung abhängt.
Neue Anforderungen internationaler Projekte
Nach der wie immer intensiv zum Networking genutzten Pause mit gutem Catering berichtete Satish Channawar, T-Systems International, über „Neue Anforderungen internationaler Projekte“. Der Referent, in Indien geboren und seit mehr als 15 Jahren in Deutschland als Leiter globaler Projekte tätig, skizzierte zunächst die Globalisierungsschritte seit dem zweiten Weltkrieg und dem Fall des Eisernen Vorhangs. Seiner Einschätzung nach, die durch verschiedene Studien gestützt wird, wächst weiterhin die Bedeutung Chinas besonders im Produktions- und die Indiens im Service-Umfeld.
Damit ist nach Ansicht von Satish Channawar die Globalisierung der Entwicklungsprozesse weniger in reinen Kostenfragen begründet, sondern hauptsächlich darin, dass etwa in Europa für viele Aufgaben in Produktion und Dienstleistung zu wenige Ressourcen zur Verfügung stehen.
Intensiv ging der Vortrag einerseits auf kulturelle und organisatorische Besonderheiten globaler Projekte ein (Mentalität, Sprache, gesellschaftliches und politisches Umfeld, Zeitzonen) und erläuterte die aus seiner Sicht in solchen Projekten besonders relevanten Wissensgebiete des PMBoK®.
Bei Fragen zu gemischten, global verteilten Teams entstand eine lebhafte Diskussion, in die erfreulich viele Teilnehmer eigene Erfahrungen einbrachten. Diese Gespräche gingen auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung in mehreren kleinen Kreisen weiter.
Dies zeigt die gute Auswahl relevanter Themen sowie die hohe Qualität und Praxisrelevanz der Vorträge, für die Thomas Brand den Vortragenden im Namen des PMICC herzlich dankte.
Ebenso bedankte er sich bei Frank Hener, VP Certification, für Erläuterungen zum PMI Talent Triangle und dessen Bedeutung für die neue Verteilung der PDUs im Rahmen der Rezertifizierung. Hierzu und zu weiteren Themen in diesem Umfeld finden sich Informationen auch auf dieser Seite unter dem Reiter „Ausbildung“.
Ferner stellte Matthias Gärtner, VP Finance, die geplante Workshop-Reihe von PMICC vor und nannte bereits die ersten Termine. Diese Informationen zu PM-Nuggets sind schon auf der PMICC-Seite nachlesbar. Die Workshop-Reihe wird bereits Ende April, also recht kurzfristig beginnen.
In seinem kurzen Bericht aus dem Board machte Thomas Brand auf die nächsten Termine der Local Groups sowie das geplante Webinar am 28. April aufmerksam; auch hierzu finden sich die Details wie immer auf der Home Page. Er erwähnte die aktuelle PMICC Mitgliederzahl von 610 und wies besonders auf die neuen PMICC Aktivitäten in sozialen Netzen hin: Folgen Sie PMICC bei Twitter und bei Facebook!
Die zwei PDUs für diese Veranstaltung (Provider C298, Course ID: CM160407, Claim: Technical) können etwa in einer Woche bei pmi.org gemeldet werden.
Thomas Brand
PMICC
VP Practices